Zum Schüleraustausch nach Spanien

Vielleicht habt ihr es mitbekommen, vielleicht auch nicht, doch vor etwa fünf Monaten haben 20 spanische Schüler im Rahmen eines Austauschprogramms Kleinmachnow besucht. Selbstverständlich haben wir uns sehr bemüht ihnen einen angenehmen Aufenthalt zu bescheren und natürlich auch ihnen Berlin und die deutsche Kultur näherzubringen. Diese Woche im Oktober 2017 war eine anstrengende Woche, denn wie ihr euch vielleicht vorstellen könnt, ist es sehr Kräfte zehrend rund um die Uhr für die Spanier da zu sein und Programm für sie zu machen. Doch es war auch eine sehr schöne, lustige Woche in der wir die spanischen Austauschschüler kennenlernen konnten, schöne Momente erlebten und viele neue Freundschaften schlossen. So kam es, dass am Ende dieser Woche schon die eine oder andere Träne vergossen wurde – schließlich würden wir unsere neuen Freunde für mehrere Monate nicht sehen.

Nun, im März 2018, war es an uns nach Valencia zu fliegen und die Spanier dort für eine Woche wiederzusehen. Natürlich war die Vorfreude groß doch mindestens genauso groß war die Nervosität, denn während die spanischen Schüler die englische Sprache wenigstens halbwegs gut beherrschten, sprachen die Eltern meist nur Spanisch und wir alle fühlten uns noch nicht bereit eine anständige Konversation in Spanisch führen. Ich denke aber ich kann im Rückblick sagen, dass diese Angst unbegründet war, denn solange die Eltern langsam sprachen, fiel es uns nicht wirklich schwer sie zu verstehen und auch das Antworten funktionierte verhältnismäßig gut. Und, falls wir uns mal nicht richtig ausdrücken konnten, waren da immer noch unsere Austauschschüler, die für uns übersetzen konnten.

Die Tage des Austausches, abgesehen vom Wochenende, welches wir komplett in den Gastfamilien verbrachten, waren immer gleich aufgebaut. Am Vormittag besichtigten wir mit Lehrern, allen deutschen Schülern und einigen Spaniern Valencia und das Umland, am Nachmittag waren wir dann ohne Lehrer in kleineren Gruppen unterwegs.
So besichtigten wir natürlich die Sehenswürdigkeiten Valencias und auch den Hafen, besuchten die Ciudad de las Artes y las Ciencias und unternahmen einen Ausflug nach Peñiscola. Nachmittags hingegen waren wir unter anderem Laser-Tag spielen und besuchten das Mascleta, ein riesiges Feuerwerk im Rahmen der Fallas bei dem es aber weniger um Ästhetik als mehr um eine große Geräuschkulisse ging. Von den Fallas, den zweiwöchigen Festtagen mit dem die Valencianer den Frühling begrüßen, bekamen wir im Allgemeinen sehr viel mit, denn die Spanier nahmen ihre Fallas sehr ernst. So wurden uns die großen, wunderschönen Figuren, genannt Falla, die am Ende des Festes angezündet werden, gezeigt, Böller gezündet und auch die Ninots, kleinere Figuren die in Umzügen durch die Stadt getragen werden, konnten wir besichtigen.

Dieses ganze Programm war super, doch ich denke ich spreche für alle wenn ich sage, dass es eigentlich die Spanier und ihre Art zu leben waren, die diesen Austausch zu so einem unvergesslichen Erlebnis machten. Das fing schon bei den Gastfamilien an, die einen so herzlich willkommen hießen, dass es uns alle erst einmal überrumpelte, die so zuvorkommend waren, dass sie mir schon etwas zu essen gemacht hatten bevor ich überhaupt etwas sagen konnte. Wo wir schon beim Thema Essen sind – davon gab es reichlich und auch oft sehr Süßes. Ja, ich glaube ich habe noch nie so viel Zucker in einer Woche gegessen wie in dieser. Doch das war nicht schlimm, das Essen hat immer gut geschmeckt - auch das weniger Süße, aber zurück zum eigentlichen Thema.

Ich hätte nie gedacht, dass ich, ohne Europa überhaupt zu verlassen, eine so gänzlich andere Kultur kennenlernen würde. Die Spanier sind viel offener, freundlicher und herzlicher als wir Deutschen und so fiel es nicht schwer neue Leute kennenzulernen.

Ich konnte gefühlt durch keine einzige Straße laufen ohne nicht mindestens einem Freund von meinem Austauschpartner vorgestellt zu werden, der mich dann so behandelte als ob wir uns schon ewig kennen würden und so fühlte man sich nicht wie der “Neue” sondern eher wie ein Teil einer großen, freundlichen Gruppe, die man schon ewig kannte. Ehrlich gesagt habe ich, glaube ich, noch nie so viele tolle, nette Menschen in so einer kurzen Zeit kennengelernt und deshalb ist es um umso trauriger, dass der Austausch jetzt vorbei ist.
Wie ihr euch vorstellen könnt sind noch viel mehr Tränen als beim ersten Mal geflossen, doch es fühlte sich weniger wie ein “Abschied” und mehr wie ein “Auf Wiedersehen” an, denn viele von uns werden die Spanier in den Sommerferien wieder besuchen. Ich denke alleine das spricht schon für den Austausch, aber tolle neue Freundschaften sind nicht das Einzige, was wir aus dieser Zeit mitnehmen. Die spanische Sprache hat für mich eine völlig neue Identität bekommen, denn ich kenne nun die Menschen, die diese Sprache sprechen, und ihre Kultur. So habe ich auch neue Motivation für den Spanisch-Unterricht und abgesehen davon konnte ich trotz der kurzen Zeit mein Vokabular und meine Aussprache verbessern.
Um aber wirklich zu verstehen wie dieser Austausch war, solltet ihr es selbst erleben und deshalb kann ich jedem von euch nur raten daran teilzunehmen!

Lorenz Neumann